Leinenführigkeit - 3 typische Fehler
und wie du sie vermeidest
Warum ist Leinenführigkeit eigentlich so scheiße schwer?
Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer?! Du leinst deinen Hund an und er läuft neben dir. Doch warum scheint es für viele Hunde die Herausforderung des Lebens zu sein, warum gibt es Hunde, die ständig in der Leine hängen und dabei nach Luft japsen, als gäbe es kein Morgen mehr?
Weil die Leine das Unnatürlichste der Welt ist
Kein Hund wird mit der Leine geboren und die Evolution ist noch nicht so weit, dass das Verhalten "an lockerer Leine laufen" genetisch verankert ist. Unnatürlich ist es, weil es den Bewegungsradius deines Hundes enorm einschränkt. Und die Leine sorgt dafür, dass dein Hund keine Kontrolle mehr darüber hat, wie er sich entgegenkommenden Hunden verhalten kann. Wir Menschen schaffen mit der Leine Situationen, die sich ein Hund freiwillig nie antun würde!
Weil du deinen Fokus auf das "Nicht-Ziehen" legst
Immer wenn ich meine Kunden frage, was sie unter Leinenführigkeit verstehen, bekomme ich als Antwort: "Mein Hund soll nicht an der Leine ziehen". Oder auch "Die Leine soll locker sein." Beide Formulierungen sind denkbar ungünstig. Denn:
- Nicht Ziehen - kann man nicht trainieren. Denn wenn du ein Verhalten nicht mehr haben möchtest, muss ein anderes her. Denn es ist für deinen Hund nicht möglich, sich nicht zu verhalten
- Die Leine soll locker sein - das bedeutet, dass dein Hund ständig den Fokus auf die Leine richten sollte. Die ist ziemlich unsichtbar für deinen Hund, immerhin ist sie hinten an seinem Geschirr befestigt. Er merkt die Leine also erst dann, wenn Zug drauf ist.
Drei Fehler, die du sicherlich auch machst und wie du es besser lösen kannst
1. Fehler: mangelnde Konsequenz
Oberste Regel im Training von Leinenführigkeit: Wenn dein Hund zieht, musst du stehen bleiben. Richtig, oder? Und wie viele Situationen gibt es, in denen du gar keine Zeit oder keine Lust hast, immer stehen zu bleiben und zu warten, bis dein Hund wieder bei dir ist? Wie soll dein Hund verstehen, dass er mit Ziehen nicht zu seinem Objekt der Begierde kommt, wenn du dich mal so und mal so verhältst?
So machst du es besser: Führe ein Ritual ein, welches deinem Hund signalisiert, dass du jetzt möchtest, dass er neben dir läuft. Das hat den Vorteil, dass du klar kommunizierst und wenn du keine Lust auf Training hast, spielt es auch keine Rolle, ob dein Hund zieht. Ich denke da zum Beispiel an einen kleinen Anhänger. Oder die Leine wird mit beiden Haken an den Hund geleint. Je deutlicher der Unterschied, desto einfacher ist es für deinen Hund.
2. Fehler: Stop and go und nach dem go wird belohnt
Dein Hund läuft an dir vorbei und eigentlich ist es eine Frage von wenigen Sekunden, bis die kurze Leine gestrafft ist. Also bleibst du stehen. Und du gehst erst weiter, wenn die Leine gelockert ist. Dein Hund erhält dann die Belohnung. Aus deiner Sicht ist das doch völlig logisch. Zur Strafe für die straffe Leine bleibst du stehen - für die lockere Leine bekommt dein Hund eine Belohnung. Dabei können zwei Sachen passieren:
- Dein Hund findet die Belohnung nach dem Stehen-Bleiben so toll, dass er eine Verhaltenskette aufbaut: "Wenn ich an der Leine ziehe, bleiben wir stehen und danach bekomme ich eine Belohnung!". So wird dein Hund zu einem Jojo-Hund, der das Leine-Ziehen dazu nutzt, um eine Belohnung zu bekommen
- Auch wenn dein Hund nur kurz zieht: Er kommt ziehend weiter! Damit erhält sich das unerwünschte Leinenziehen wie von selbst, weil es sich für deinen Hund trotzdem lohnt!
So machst du es besser: Bevor die Leine straff wird, sprich deinen Hund an und hole ihn wieder zurück zu dir. Sprich ihn an und gehe erst mit ihm weiter, wenn er aufmerksam und nicht abgelenkt ist. Belohne ihn erst, wenn du ein paar Schritte gegangen bist. Und notiere für dich: Mein Hund konnte seine Aufmerksamkeit nicht so lange auf mich richten, weil die Umgebung spannender war. Das nächste Mal belohne ich in kürzeren Schritten!
3. Fehler: du erwartest zu viel
Während du denkst: Mein Gott, so schwer kann doch die lockere Leine nicht sein. Wir kommen doch trotzdem vorwärts. Mein Hund soll doch einfach nur nicht ziehen. Währenddessen denkt dein Hund: Oh, da riecht es toll. Dort ist ein Kaninchen. Dort liegt ein Döner im Gebüsch. Oh warte, hier gibt es eine paarungsbereite Hündin. Aber dort drüben ist der Erzfeind... und so weiter.
Dein Hund wird ständig mit neuen Reizen geflutet. Dein Hund aus dem Tierschutz trägt dann vielleicht auch noch Ängste mit sich. Es bleibt also wahrlich wenig Platz im Hundekopf, um da an dich zu denken und sich an dein langsames Tempo anzupassen.
So machst du es besser: Beginne erst einmal damit, deinem Hund zu zeigen, dass neben dir laufen toll ist. Ohne Ablenkung. Wenn dein Hund weiß, was er tun soll, kannst du
- vor allem dort üben, wo die Leinenführigkeit wichtig ist, denn ich gehe davon aus, dass du deinem Hund auch Freiraum zur Erkundung seiner Umwelt lässt. Mache dir also die Ortskonditionierung zu nutze und übe dort, wo dir eine lockere Leine wichtig ist.
- dich mit Situationen befassen, die deinem Hund Schwierigkeiten machen. Andere Hunde? Prima, dann übe Leinenführigkeit, wenn dein Hund einen anderen entdeckt. Wird es zu schwer? Dann vergrößere die Distanz und lass deinen Hund Leckerlis suchen. Ist der andere Hund vorbei gegangen, übst du weiter. So kann dein Hund lernen, was du von ihm möchtest und mit etwas Geduld und Einfühlungsvermögen könnt ihr bald an anderen Artgenossen vorbeigehen.
Fazit
Ob dein Hund an lockerer Leine laufen kann, hängt im Wesentlichen von dir ab! Es ist deine Aufgabe, für klare Kommunikation und Regeln zu sorgen, die du deinem Hund verständlich und gewaltfrei vermittelst und es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es sich für deinen Hund lohnt, trotz der vielen, wirklich verlockenden Umweltreize, bei dir zu bleiben.
Königsdisziplin Leinenführigkeit - Dein Online-Kurs
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Viele Grüße
Susanne Bretschneider
von
Partner for Paws