Drei sinnlose Aussagen über Angst bei Hunden
Dein Tierschutzhund erschrickt sich oft, reagiert beim Spazieren Gehen kaum auf dich und im Haus bellt er, sobald irgendwo ein Geräusch auftaucht. An einen normalen Alltag, geschweige denn Besuch empfangen brauchst du gar nicht erst denken. Triffst du draußen andere Hundehalter, derren Hund einfach vor sich hin schnüffeln, fröhlich herumspringen, fühlst du dich hilflos. Weil dir dein Hund leid tut und weil du dir selbst leid tust. Ständig wissen andere Hundehalter es besser. Denn sicherlich kennst du Aussagen wie "Du musst einfach entspannt bleiben!", "Da muss der durch, dann lernt er schon, dass er keine Angst haben muss!", "Du musst ihm Sicherheit geben!".
Doch wirklich helfen tun solche Aussagen nicht, oder?
Warum und wieso, und was das soll, damit befassen wir uns heute in diesem Blogartikel!
Sinnlose Aussage # 1 - Du musst einfach entspannt bleiben!
Dein Hund hat sich mal wieder erschreckt und schon klopft es in deinen Gedanken: Bleib einfach cool! Dann hat er weniger Angst!
Was damit gemeint ist
Man geht davon aus, dass Hunde sich der Stimmung ihrer Menschen immer anpassen. Ist man selbst in einer Situation entspannt, würde sich dies auf den eigenen Hund übertragen. Er merkt "Frauchen / Herrchen hat keine Angst, also brauche ich auch keine Angst haben!" und verhält sich dadurch ruhiger.
Ist das so?
Jein! Eigentlich nein! Denn, wenn dein Hund Angst hat, dann ist sein Gehirn im Überlebensmodus. Im Kampf. Und das einzige, was zählt ist Überleben. Und Strategien finden, die zur Rettung beitragen. Wenn dein Hund sich vor einem Knall erschrickt und davon rennt, dann wird er sich nicht nach dir umschauen und sich wundern, warum du noch dort stehst. Er wird rennen und es ist ihm egal, was mit dir passiert.
Ich erkläre das gerne an einem Beispiel: Achterbahn fahren. Vielleicht gehörst du, genauso wie ich auch, zu den Menschen, die keine zehn Pferde in so ein Gerät bekommen. Einmal haben mich "Freunde" überzeugt. Technisch alles sicher. Dir passiert nichts. Das macht Spaß. Ich saß drin und als es bergab ging, bekam ich Todesängste. Meine Freunde nebendran quiekten vor Glück. Ich starb innerlich. Und ich konnte mich überhaupt nicht beruhigen, obwohl meine Freunde Spaß hatten.
Wenn dein Hund Angst hat und sich dann nicht von deiner Entspannung anstecken lässt, dann hat das nichts mit eurer Bindung zu tun, sondern ist biologisch sinnvoll und normal!
So nutzt du diese Aussage für dich
Angst macht Angst schlimmer. Wenn du also angespannt bist, oder vielleicht auch wütend (über die Situation), dann verschlimmert sich tatsächlich die Situation für deinen Hund. Daher ist es wichtig, dass du entspannt und friedlich bleibst. Wenn du entspannt bist, dann kannst du deinem Hund Strategien beibringen, unterstützen und richtig reagieren.
Deine Entspannung spielt also durchaus eine Rolle - aber nicht, weil sie sich einfach auf den Hund überträgt, sondern weil du besser reagieren kannst.
Sinnlose Aussage # 2 - Der muss durch diese Situation, dann lernt er schon, dass nichts passiert
Dein Hund hat Angst, regt sich auf und ist einfach richtig gestresst. Du sollst in dieser Situation so lange ausharren, bis dein Hund entspannt ist.
Was damit gemeint ist
Man geht davon aus, dass wenn man in dieser Angstsituation bleibt, der Hund sich irgendwann beruhigt und dann entspannt ist. Da sich äußerlich ja nichts an seinem Zustand geändert hat, hat er angeblich gelernt, dass ihm nichts passiert.
Ist das so?
Ganz klar: Nein!
Denn auch wenn aus unserer Perspektive nichts passiert, in deinem Hund ist alles auf Alarm ausgelegt. Stress und Angst fühlen sich schlimm an, können sogar Schmerzen verursachen. Hast du schon mal eine Panikattacke gehabt? Ist dir vor lauter Angst schon einmal die Luft weggeblieben? War das angenehm?
Kleines Beispiel aus meinem Alltag: Ich fahre gerne Rennrad (und ich gehöre zu der Sorte mit Hirn und nehme Rücksicht). Ich bin erlaubterweise auf der Straße gefahren. Ein Auto fuhr sehr dicht an mir vorbei und hupte. Ich erschrak mich so derart, dass ich keine Luft mehr bekommen habe. Weder bin ich gestürzt, noch ist mir äußerlich etwas passiert. Dennoch fühle ich mich nicht wohl, wenn Autos an mir vorbeifahren. Ich spanne mich an. Obwohl das Hupen bisher nur einmal vorkam, habe ich immer wieder Angst. Sie erhält sich einfach.
Wenn Hunde Angst haben, dann leiden sie in dieser Situation, dann passiert ihnen etwas! Deswegen können sie nicht lernen, dass ihnen nichts passiert.
So nutzt du diese Aussage für dich
Im gewaltfreien Training lernt dein Hund unterschiedliche Strategien kennen. Verhaltensweisen, die ihm gut tun. Diese werden mit unterschiedlichen Situationen verknüpft. Später auch mit eben solchen Dingen, die deinem Hund Angst machen. Dein Hund wird also in einem sinnvollen Training so mit seiner Angst konfrontiert, dass er noch klar denken und auf seine erlernte Strategie zurückgreifen kann. Dadurch lernt er, dass er diese Situationen bewältigen kann.
Es macht also Sinn, deinen Hund mit seinen Angstauslösern zu konfrontieren. Aber nur, wenn er Strategien hat, die ihm helfen und in Situationen die wohldosiert abgestimmt sind, so dass deinem Hund aus seiner Perspektive nichts passiert.
Sinnlose Aussage # 3 - Du darfst deinen Hund nicht belohnen oder ihn beachten, wenn er Angst hat
Da ist sie wieder, die Situation in der dein Hund Angst hat. Weil dir dein Hund leid tut, versuchst du ihn mit Futter und / oder verbalem Lob zu beruhigen. Doch andere Hundehalter schütteln darüber nur den Kopf, weil du die Angst angeblich belohnst und dein Hund nun mehr Angst hat als vorher.
Was damit gemeint ist
Bei dieser Aussage geht man davon aus, dass wir das Angstverhalten wie Davonrennen wollen, Bellen, sich wegducken, usw. belohnen, wenn man dem Hund Aufmerksamkeit und Futter gibt.
Ist das so?
Angst ist kein Verhalten, sondern eine heftige, unangehme (aber biologisch sinnvolle) Emotion. Sie zeigt sich über das Verhalten des Hundes. Aber: Dein Hund wählt nicht bewusst und aktiv dieses Verhalten aus, sondern eher fast reflexartig. Er kann das Verhalten nicht bewusst steuern.
Deswegen kannst du das Angstverhalten mit positiven Dingen nicht verstärken. Du kannst mit Social Support Angst nicht verschlimmern.
So nutzt du diese Aussage für dich
Wenn dein Hund starke Angst hat, dann hilft es ihm, wenn er von dir Unterstützung bekommt. Social Support für deinen besten Freund. Dein Hund darf lernen, dass er von dir Hilfe bekommt - das gibt Sicherheit. Die Form der Hilfe spielt dabei aber eine wichtige Rolle. Viele Hunde finden Futter im Überlebensmodus überhaupt nicht hilfreich.
Wirf nicht einfach nur Futter, sondern überlege dir, wie du deinem Hund wirklich helfen kannst. Dann ändert sich die Emotion. Dann ändert sich das Verhalten!
Kleine Tools: konditionierte Entspannung, aus der Situation rausgehen, isometrische Übungen, Augen / Ohren zuhalten (kann man sehr gut üben!).
Fazit
Angst muss nicht ausgehalten werden. Sie braucht Unterstützung, Bewältigungsstrategie und positive Erfahrungen, um zu verschwinden.
Wie du das schaffst, kannst du auf diese Weise erfahren:
- Schau dir die Webinaraufzeichnung "Dein Angsthund in deinem Alltag - so besiegt ihr Angst und Ängstlichkeit!" an und setze die Tipps um!
- Rufe mich an (0152/29014057) oder schreibe mit eine Email (kontakt(at)partner4paws.de). Gemeinsam erarbeiten wir im Einzeltraining bei dir zuhause oder im Gruppentraining Strategien und Alternativen zur Bewältigung!
Viele Grüße
Susanne Bretschneider
von
Partner for Paws
Deine Expertin für Hunde aus dem Tierschutz