Der perfekt erzogene Trainerhund?
Liebe Hundefreunde,
Frauchen murmelte heute was wie "Baustellen", "eigenes Rucksäckchen", "eigener Rahmen", "plauderfreudig" und
schaute mich dabei so komisch an. Ich weiß gar nicht, warum. Doch, eigentlich weiß ich, was Frauchen mit "Rucksäckchen" meint.
Sie meint meine Erfahrungen, die ich machen musste, die Stationen, die ich bisher durchlief.
Die Hände, die mich geschlagen und gestreichelt haben, das häufige Wechseln meiner Familien.
Als ich mit 4 Jahren endlich zu Frauchen gekommen bin, habe ich mich nicht anfassen lassen. Zumindest nicht,
wenn es um irgendwelche Untersuchungen ging. Ich bin geflüchtet, als Frauchen und Herrchen mit Sekt auf mich
anstoßen wollten.
Und an Silvester habe ich Punkt Mitternacht mir im wahrsten Sinne des Wortes in die Hosen geschissen. Dünn!
Auf die Gardinen!
Ich belle gerne, klar, ich bin ein Spitz! Ich rede gerne und jetzt?! Gibt ja auch jede Menge Menschen, die alles mögliche kommentieren müssen, nicht wahr?
Ich bin der Grund, warum Frauchen Trainerin geworden ist. Ich habe sie an den Rand der Verzweiflung getrieben und niemand hat uns effektiv helfen können!
Nun lebe ich seit gut 4 Jahren bei ihr. So lange war ich noch in keiner Familie! Und das, wo ich über 8 Jahre
alt bin! Wir sind ein Team geworden. Sie darf mir Zecken entfernen. Tierärzte dürfen mir furchtbar schmerzhafte Spritzen geben (na gut, auf den Maulkorb verzichten wir trotzdem nicht), ohne dass ich die Welt zusammen schreie und beißen möchte.
An Silvester melde ich vielleicht den ein oder anderen Knaller. Aber ich fühle mich sicher!
Ich komme, wenn sie mich ruft - meistens - außer bei ihrem Schlachtruf - da komme ich garantiert! Ich darf Mäuse buddeln, aber ich vetreibe andere Hunde nicht mehr - nur noch ab und zu. Mein Nervenkostüm ist dünn - ich bin ja auch keine Maschine und mein Rucksack ist vollgepackt mit schlechten Erfahrungen.
Aber wir leben zusammen und Frauchen liebt mich. Sie erzieht nicht permanent an mir rum, sondern an den Stellen, die ihr wichtig sind! Ihr ist es egal, ob ich im Auto belle und an der Leine ziehe, wenn ich aufgeregt bin, da wir meist eh frei laufen.
Ihr ist es egal, ob Stella sich an Mäusen festlauert - ihr ist es aber wichtig, dass wir kommen, wenn es ernst ist. Und das tun wir - zu 99%.
Ihr ist es wichtig, dass wir viel Freilauf genießen können, auch im wildreichen Gebiet.
Wir sind vielleicht nach außen nicht perfekte Hunde - weil wir uns wälzen, weil wir bellen, weil wir vielleicht auch mal
an uns bekannten Menschen hochspringen (sie laden uns ja aber auch dazu ein - jawoll!), oder die ein oder andere Baustelle haben.
Aber für unser Frauchen sind wir es!
Wir kennen unsere Grenzen, weil Frauchen uns zeigt, wie wir uns in gewissen Situationen zu verhalten haben.
Wir zeigen Wild an, statt loszurennen. Hinterlassenschaften werden nicht mehr verschlungen, sondern ignoriert.
Fressbares Aas wird vertrauensvoll in Frauchens Hand gelegt - ich glaube, sie muss dann immer würgen.
Und wir können stundenlang laufen, ohne das Frauchen ständig nach uns gucken muss - weil wir nach ihr gucken.
Und trotzdem gibt es Menschen, die glauben, dass wir nicht erzogen seien - auweia, und das als Trainerhund!?
Liebe Menschen, die so denken, bitte urteilt doch nicht so. Nicht jeder Hund ist leicht erziehbar und dümpert pausen- und
geräuschlos neben dem Halter hinterher. Vielleicht hat der unerzogenene Hund dermaßen viele Baustellen, so dass man die
wichtigsten trainiert? Vielleicht war der Hund, der gerade mal kurz im Auto gebellt hat, sonst der unauffällige Hund? Vielleicht
ein schlechter Tag?
Viel wichtiger als ein lebloser Trainerhund ist doch, wie der Trainer mit seinem Hund und dessen Problemen umgeht!
Frauchen weiß, wo unsere Grenzen sind und respektiert diese. Ein perfekter Trainer setzt seine Hunde nicht unter Druck, um
das perfekte Vorzeigemodel zu sein! Ein perfekter Trainer trainiert mit seinen Hunden fair und positiv!
In diesem Sinne ist mein Frauchen eine sehr gute Trainerin mit perfekten Hunden - JAWOLLJA!
Euer unerzogenes Dackeltier
Flip!